Chronik

Chronik der Großen Kempenicher Karnevalsgesellschaft von 1928/29 e. V.

Im Januar des Jahres 1928 ging es in „Pitterjüsepps“ guter Stube, Hinter der Mauer, lustig zu. Hier hatten sich die Freunde des Karnevals getroffen, um eine Karnevalsgesellschaft zu gründen, die in Zukunft die Sitzungen und den Rosenmontagszug ausrichten sollte.

Schon im ersten Jahr, in dem Hubert Gros als Präsident fungierte, kam es auch zu einem solchen Zug. Die Wagen, es waren 3 – 4 in den ersten Jahren, wurden in „Pitterjüsepps“ Scheune gebaut, wobei Beuner Herbert (Herbert Schmitz) sich be-sonders aktiv zeigte.

Erster Prinz wurde Erich Bläser, welcher im Forsthaus auf dem Ruinengelände der Burg Kempenich wohnte.

Der Zug wurde damals durch reichliche Spenden aus der Bevölkerung finanziert. Es herrschte absolut kein Geldmangel. Aufstellung nahm man in der Hardtstraße und ging durch das Oberdorf ins Hinterdorf, wo man sich drehte, durch die Großstraße und die Bahnhofstraße ging es dann dem Zugende entgegen. Allerdings war es bei diesem ersten Rosenmontagszug so kalt, dass der Kempenicher Musikkapelle die Instrumente einfroren und somit eine musikalische Begleitung nicht mehr möglich war.

Die Gründungsmitglieder, veranstalteten in diesen ersten Jahren auch bereits 2 – 3 gut besuchte Sitzungen pro Session im neu gebauten „Deustesch Saal“, der später unter dem Namen „Goldbachhalle“ noch viele Prinzen des Kempenicher Karnevals erleben sollte.

Asse in der Bütt waren dabei unter anderem Toni Heuser und Dr. Fackeldey. Einmal ging der Scherz allerdings beinahe etwas weit, als der Doktor dem „Tünn“ den Helm am Kopf fest geleimt hatte.

In diesen Jahren mussten die Uniformen für die Stadtsoldaten und das Prinzenkos-tüm noch in Kruft ausgeliehen werden, aber das minderte den Spaß an der Freud nicht, der manchmal in komischen Situationen gipfelte, so z. B. wenn Prinz Rudolf (Porz) im Prinzenornat mit dem gesamten Hofstaat auf seiner Hühnerfarm die Hüh-ner fütterte.

Aber nicht jedes Jahr konnte man einen Prinzen präsentieren. Ein Problem, welches ab und an für die Karnevalsgesellschaft wiederkehren sollte. Deshalb war man froh, dass sich vor dem II. Weltkrieg folgende Karnevalsfreunde als Prinzen zur Verfügung stellten:

Erich Bläser
Hubert Wilms
Rudolf „Rüdchen“ Porz
Fridolin Klein
Willi Schäfer
Peter Mauer
Toni Heuser
Emil Geulig

Nach dem II. Weltkrieg und der Währungsreform wurde 1949 der 1. Rosenmontagszug durchgeführt. Alfons Gros als der neue Prinz Karneval musste damals die „Kamelle“ fast noch einzeln unters Volk werfen.

Dann übernahm 1950 Willi Knechtges als Prinz das närrische Regiment. Der Ro-senmontagszug bestand aus 4 Karnevalswagen, einer Musikkapelle und einigen Narren, die zu Fuß im Zug mit marschierten. Unvergessen ist der Karnevalswagen von Lothar Schüngel. In dieser Zeit noch sehr gewagt, stand Lothar auf dem Wagen in einem langen, weißen Nachthemd. In einem gläsernen Nachtgeschirr (Pisspott) hatte er Bier und ein Siedewürstchen. Auch der gestrenge Dechant Müller schüttelte nur den Kopf, denn Lothar war für seine Späße bekannt.

Ein Jahr später trat Lothar Schüngel dann auch als Karnevalsprinz an. Es folgten Hugo Gros und Carl Lösch, der dem Kempenicher Karneval eine besondere Prägung verlieh. Alles, was Rang und Namen hatte, war im Karneval aktiv. Alle Karnevalisten waren bemüht, möglichst viel Bier zu trinken. Prinz Carl jedoch ließ sich nicht ausnutzen, und so mancher durstige Karnevalist musste selbst tief in die Tasche greifen.

1954 stellte dann der MGV „Harmonie“ mit Rainer Adams den Prinzen, den ein prächtiger Karnevalsumzug begleitete.

Auch 1955 unter der Prinzenregentschaft von Andreas Grones erlebte der Karneval eine Glanzzeit. Aber schon 1956 zeigten sich dunkle Wolken am Karnevalshimmel von Kempenich. Es fand sich kein Prinz, so dass Andreas Grones noch ein zweites Mal das Zepter schwingen musste.

1957 stellte sich dann Robert Klapperich als Prinz zur Verfügung. Er wurde auch für spätere Zeiten ein unentbehrlicher Karnevalist. Sein Nachfolger war der begeisterte Fastnachter Günter Kaul, ein Sohn des Erzkarnevalisten Adolf Kaul.

Im Jahre 1959 wäre Norbert Grones an der Reihe gewesen und auch einige andere aus dem damaligen Elferrat hätten noch folgen sollen. Aber die Bemühungen, sie zu küren, scheiterten, bis Willibald Porz sich bereit erklärte, das schöne Amt zu übernehmen. Bei der Proklamation hielt Willibald eine zündende Rede, die noch heute unvergessen ist.

Im Jahre 1960 fand sich dann schließlich kein Prinz mehr, und so ruhte der Karnevalsverein die nächsten 10 Jahre. In dieser schlimmen narrenlosen Zeit beteiligten sich einzelne Gruppen an den Karnevalsumzügen in Spessart, immer mit großem Erfolg.

Im Januar 1969 setzten sich dann bei Gastwirt Peter Lau die Junggesellen Karl-Josef Jaeger, Bernd Groß und Erwin Baltes zusammen. Dabei waren auch die Altkarnevalisten Robert Klapperich, Rudi Mauer, Norbert Grones und Manfred Becker.

Man beschloss, den Karneval in Kempenich wieder aufleben zu lassen.

Der Altkarnevalist Willi Lambrich stellte sich schon bald als Präsident zur Verfügung und es gesellten sich noch die Karnevalisten Albert Grones, Günter Kaul und Toni Deuster dazu. Die Genannten stellten den ersten Elferrat, und der erste Rosenmon-tagszug seit der Neugründung konnte starten.

In diesem Neugründungsjahr gab es noch keinen Prinzen, aber man hatte schon einen Prunkwagen, den bekannten Schwan. In dessen Rumpf saß Fritz Weichel und reichte die „Kamelle“ und Apfelsinen hoch, wobei er versuchte, einiges für seine Emma und sich abzuzweigen. Dies verhinderte aber schließlich mannhaft Klapperichs Röb.

Die Sitzung, die im Jugendheim und beim Lau durchgeführt wurde, bestand aus einem Vortrag von Willi Lambrich und einem von Erwin Baltes mit Manfred Becker. Sie war nicht zu lang.

Im Jahre 1970 bestieg Karl-Josef Jaeger als Prinz Karneval den Thron. Nach langen Jahren gab es mit Marianne Baltes auch wieder eine Prinzessin. Es wurde eine gelungene Karnevalssession.

Dann fuhr der Karnevalsverein nach Amsterdam. Hier wurden einige gute Ideen für den Karneval 1972 geboren. Nicht zuletzt trugen die urigen Erlebnisse von Norbert Grones, Johann Mombaur und Gerd „Kiddel“ Neiß zur Stimmung bei.

Im Hotel „Zur Post“ wurde Manfred Becker als Prinz Manfred I. von der Eselsweide zum Prinzen erkoren. Anita, seine Ehefrau, stellte sich als Prinzessin vor die Narrenschar. In diesem Jahr wurde auch der Name „Goldbachhalle“ für Deustesch Saal geboren. Ein Name, der 14 Jahre des Kempenicher Gesellschaftslebens geprägt hat. Bei der Prunksitzung und Prinzenproklamation waren etwa 600 Narren im Saal, eine Zahl, die später nicht mehr erreicht wurde.

Norbert und Brigitte Maur folgten 1974 als Prinzenpaar. Trotz ihrer Jugend führten sie die Kempenicher Narren sicher und gekonnt durch die närrische Zeit.

Dann kam 1976 ein Sohn des 1. Präsidenten auf den Karnevalsthron. Horst Gros stellte sich mit seiner Frau Rosi an die Spitze der Fastnachter und steuerte das Nar-renschiff mit wahrer Begeisterung. Als Prinzenwagen führte man eine Glocke im Umzug mit, aus der ein glückliches Prinzenpaar zufrieden auf die Narren herablächelte.

1977 begannen die Gemeinschaftssitzungen in der Olbrückhalle in Niederdürenbach. Zusammen mit der KG Wohlgemut Wehr und dem NDKV Niederdürenbach stellten sich die Kempenicher mit bunten Programmen vor. Diese Sitzungen behielt man 4 Jahre bei, bis die NDKV selber in der Lage war, ein tolles eigenes Programm auf die Beine zu stellen.

1978 kam es wegen Mangel an Karnevalisten- und Prinzennachwuchs zu einer Krise. So konnte das 50-jährige Bestehen unserer Karnevalsgesellschaft nicht ganz termingerecht gefeiert werden. Man holte es 1979 allerdings gelungen nach, natür-lich mit einem Original als Prinzen. Werner Neiß als Tollität mit ihrer Lieblichkeit Prinzessin Martha. Nicht nur die „Suppejass“ war außer Rand und Band. Nein, das ganze Dorf war aus dem Häuschen.

Im Jahre 1981 bildeten Reinhard Grones, besser bekannt als „Roger“, zusammen mit seiner Schwester Marlene das Prinzenpaar. Ein strahlendes Paar, welches unvergessen ist. Die gefürchteten „Entführungen“, die Roger sonst inszenierte, blieben dank dem wachsamen Auge von Onkel „Röbi“ Klapperich aus.

Dann war es 1983 endlich soweit, dass sich auch einmal Kempenicher Neubürger bereit erklärten, das närrische Zepter zu schwingen. Uli Nowak mit seiner Frau Hannelore brachen den Bann. Sie stellten sich als Prinzenpaar zur Verfügung und regierten die nächsten beiden Jahre glanzvoll die Narrenschar. Die ganze Beun erstrahlte im Glanz der Karnevalslichter. Nun wurde die Kempenicher Narrengeschichte also endlich von Leuten mitgeschrieben, die Kempenich zu ihrer Heimat gemacht und diesen Ort in ihr Herz geschlossen haben.

Wieder folgte 1985 der Sohn eines Erzkarnevalisten. Rolf „Minchen“ Schüngel regierte mit seiner Evi die Kempenicher Narren. Er tat dies mit seinem ausgeprägt trockenen Humor, der durch Evis Temperament die richtige Würze bekam. Diesmal gelang es erstmalig, den neuen Prinzen bis zur Proklamation („fast“) geheim zu halten. Viele tippten auf ihn, aber keiner wusste es genau. Leider musste er im zweiten Jahr seiner Regentschaft wegen einer Erkrankung das Bett hüten, was die Narrenschar sehr bedauerte. Zum Glück war er schnell wieder gesund so dass er als langjähriger Kassierer für die Große Kempenicher Karnevalsgesellschaft bis heute unverzichtbar ist.

1987 war es dann soweit, und das schon lange erwartet Prinzenpaar trat auf die Bühne. „Ganz Kempenich stand Kopf“ als sich Josef Becker mit seiner Ehefrau Martha bereit erklärte, als erstes Prinzenpaar in die neue Leyberghalle einzuziehen. Es wurde ein herrlicher Karneval, der einem solchen Prinzenpaar gebührt. Geriet auch die Prunksitzung wegen der vielen Ovationen, die dem neuen Prinzenpaar gebracht wurden, erheblich zu lang, so entschädigte der herrliche Umzug mit dem anschließenden Saalkarneval für alles. Ein verdienstvoller treuer Karnevalist und langjähriger Sitzungspräsident steuerte das Narrenschiff durch die humoristischen Wogen.

Kempenicher Karnevalsprinzen

  1. a) der Gründerjahre

Erich I. Bläser
Hubert I. Wilms
Fridolin I. Klein
Willi I. Schäfer
Peter I. Maur
Emil I. Geulig

  1. b) nach dem II. Weltkrieg

1949            Alfons I. Groß
1950            Willi II. Knechtges
1951            Lothar I. Schüngel
1952            Carl I. Lösch
1953            Hugo I. Groß´
1954            Reiner I. Adams
1955/56       Andreas I. Grones
1957            Robert I. Klapperich
1958            Günther I. Kaul
1959            Willibald I. Porz

  1. c) nach der Neugründung 1969

1970/71        Karl II. Jäger
1972/73        Manfred I. Becker
1974/75        Norbert I. Maur
1976/77        Horst I. Groß

  1. d) nach der Eintragung in das Vereinsregister 1979

1979/80        Werner I. Neiß
1981/82        Reinhard I. Grones
1983/84        Uli I. Nowak
1985/86        Rolf I. Schüngel
1987/88        Josef I. Becker
1989/90        Dreigestrin: Prinz Manfred I. Krewinkel, Jungfrau Rudi I. Bell, Bauer Werner I. Schmitt
1992/93        Alfred I. Saager
1994/95        Christoph I. Bell
1996/97        Karl-Heinz I. Sundheimer
1998/99        Jürgen I. Klapperich
2000/01        Norbert II. Bell
2002/03        Frank I. Arens
2004/05        Wolfgang I. Müller
2006/07        Winfried I. Schäfer
2008/09        Achim I. Schlich
2010/11        Ralf I. Caspers
2012/13        Jörg I. Radermacher
2014/15        Jan-Peter I van Oranje
2016/17        Prinz Horst II. vom Rennstall
2018/19        Prinz Patrick I. vom Sonnenhang
2020/23        Prinz Uwe I. vom Burgberg und Prinzessin Petra I. vom Bröckebach                                                    2024/25        Prinz Christoph II. „de Ärfte von de Lösch Nöck“ und Prinzessin Nicole II. „Butenbremer von Höppelflöps“

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